Du und ich Teil 4

Meine Eltern haben mal erwähnt, dass es zu ihrer Zeit so was wie Internet oder Facebook gar nicht gegeben hat. Und seit heute weiß ich, wie dankbar ich dafür wäre, wenn es immer noch so wäre.

Es ist der Samstag vor dem dritten Advent. Ich hatte keinen Bock auf irgendwelche sonst wie gearteten Weihnachtsfeiern, wie eigentlich immer in einem Zustand alkoholisierter Benebelung enden. Der Zustand der Benebelung ist die Frage. Ich wollte nur meine Ruhe haben. Ich bin auch etwas angeschlagen. Lisa wollte auf irgendeine Weihnachtsfeier gehen. Meine Mitbewohner auch. Du hast auch was vor. Ich wusste, dass ich heute Abend Ruhe haben werde. Ich werde lesen, Tee trinken und früh ins Bett gehen. Und ich schaue aus dem Fenster. Und es beginnt zu schneien. Kurz vor Weihnachten ist auch gut so. Weiße Weihnachten ist wirklich was Tolles. Ich beobachte die Schneeflocken, als das Telefon läutet. Ich fluche. Ich habe Handy ausgeschalten. Damit mich keiner belästigt. Ich öffne die Tür und warte. Der AB geht ran. Eine Nachricht von Bernd.
“Hey, altes Haus. Du solltest unbedingt mal deine Messages lesen oder dein Handy anschalten. Es ist dringend.”
Danach legt er auf. Ich gehe zu meinen Computer und schalte ihn ein. Er braucht etwas zum Hochfahren. Mails werden geholt. Und eine Meldung poppt auf, das ich mehrere Mails haben. Ich lese die Überschriften. Ich habe drei Mails von Facebook, das Du, Dein Thomas und Bernd mir einen Nachricht geschrieben haben. Ich ordne sie in meinem Kopf nach Wichtigkeit und beschließe, die unwichtigste zu erst. Es ein Link zu einer Facebook Seite. Ich klicke drauf. Ich schlucke. Und das Foto trifft gut meine Herzgegend. Zwei Personen sind darauf zu sehen, die ich kenne. Eine besser, die zweite Person nur flüchtig. Scheiße denke ich. Dann öffne ich die Nachricht von deinem Thomas. Und da kommt der nächste Schlag. Wieder ein Foto. Aber im Gegensatz zu dem vorherigen kenne ich das Foto. Und eine böser Kommentar dazu. Und die Nachricht von dir erklärt das Foto von Thomas. Aber das macht das Ganze nicht einfacher.
Meine Gedanken fahren Karussell. Ich versuche klar zu denken und die Gedanken zu ordnen. Ich muss jetzt festlegen, wem ich in welcher Reihenfolge antworte.
Ich schreibe deinem Thomas, was die Scheiße soll und wie vielen er die Fotos geschickt habe. Ich sehe, dass er sofort eine Antwort schreibt. Ich warte auf sie. Und die Antwort sitzt tief. Allen seinen Freunden. Und sein Freund hat es im Klassenchat von Dir gepostet. Ich frage ihn, ob er noch richtig ticke. Dann schmeiße ich ihn aus meiner Freundschaftsliste. Und dir schreibe ich die schlechten Nachrichten, die ich gerade erhalten habe. Dann lösche ich sie wieder. Und schreibe nur, dass du dich melden sollst. Zum Glück bist Du gerade im Kino und die Fahrt nach Hause dauert etwas. So habe ich noch etwas Zeit. Und überlege, was ich Lisa schreibe. Ich fange an und lösche es wieder, weil es entweder doof ist, beleidigend oder zeigt, wie mich das verletzt und ich mich wie ein eifersüchtiger Depp anhöre. Da poppt eine Meldung auf, die mir sagt, was Du wissen möchtest, ob ich Zeit für dich habe. Ich beantworte sie mit ja. Ich frage dich, ob du das Telefon holen kannst und mit mir telefoniere willst.
Es dauert nicht lange und ich habe dich dran. Du begrüßt mich freudig. Du erzählst mir, dass dir die letzten Tage so viel durch den Kopf gegangen ist und du nicht mit Thomas zusammen sein willst, weil es halt nicht geht.
“Das hat nicht zufällig was mit mir zu tun?”
“Ja und nein. Ich empfinde zu wenig für ihn. Wirklich. Und ich möchte über Weihnachten dich oft sehen.”
“Und was ist mit Lisa?” war meine Frage.
“Die ist egal. Ich weiß genau, was ich machen muss, um dich zu verführen.”
“Und was ist mit Treue. Und vielleicht liebe ich sie ja wirklich.”
“Ach. Ich weiß, dass dem nicht so ist. Sonst wärst Du mit ihr jetzt unterwegs und würdest nicht zu Hause rum sitzen.” Die Worte sitzen, weil du Recht hat. Ich bin genervt von Lisa, weil sie eifersüchtig ist. Sie wollte wissen, mit wem ich heute Abend was unternehme.
“Ich wäre mir da gar nicht so sicher.” ist meine Antwort. Und ich weiß, dass es nicht stimmt.
“Ich freue mich auf den 23. Ich werde ich abholen. Mit deinem Bruder zusammen. Ich habe das schon mit ihm ausgemacht.”
“Ich glaube, dass du momentan ganz andere Sorgen hast.”
“Warum?”
“Hast du die letzten Nachrichten gelesen.”
“Nur deine SMS. Die kann ich ja auch unterwegs lesen.”
“Dann lasse das andere Mal bleiben. Thomas hat dein Nacktfoto an alle seine Freunde geschickt. Und es wurde auch in deinem Klassenchat gepostet. Und sein Kommentar war nicht sehr lieb.”
Es entsteht eine lange Pause. Ich höre, wie du zu weinen anfängst. Leise Tränen.
“Woher weißt du das?”
“Er hat es an mich geschickt und als Kommentar dazu geschrieben, dass du jetzt wieder freie Termine hast. Dienstag, Mittwoch und Sonntag sind aber schon vergeben an andere.”
“Ich werde nachschauen.”
“Lass es! Bitte!”
Du legst das Telefon weg. Und dann höre ich dich nur noch weinen, schluchzen und schimpfen. Das Telefon hast Du ganz vergessen.

Ich rufe meiner Cousine an und sage ihr, dass sie unbedingt bei dir vorbei schauen soll. Und dann sage ich ihr auch noch, dass sie das Telefon auflegen soll. Das macht sie auch. So lange höre ich dir zu. Ich rufe dich, aber du hörst mich nicht. Danach höre ich den ganzen Abend nichts mehr von Dir.

Lisa schicke ich nur einen Link mit dem Foto von ihr und ihrem Ex-Freund in enger Umarmung. Küssend. Dann ziehe ich mich an und verlasse die Wohnung. Ich mache einen Spaziergang und genieße es, wie die Schneeflocken auf mich fallen. Auf die Straße. Den Gehweg. Die Autos. Und wie sie meist schmelzen, nur kurz da sind, kurz ihre Schönheit zeigen, aber dann nur noch Wasser sind, aber auch hier und da liegen blieben. Und ich denke dabei an dich. Wie viel Schnee wird es bei dir sein.

Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs war. Als ich die Haustüre öffne, sehe ich Lisa auf der Treppe sitzen. Ihre Augen sind verheult. Sie hat nur eine dünne Jacke an. Und ein kurzes Kleid. Es ist zwar Winter, aber zu einer Weihnachtsfeier kommen die Leute manchmal fast in Sommerkleidung. Oder irgendwas für den Übergang Sie steht auf und steckt ihre Hände in die Jackentasche. Ich sehe, das ihr kalt ist.
„Es tut mir leid.“
„Wie lange sitzt du schon da?“
„Seit einer Stunde. Wo warst Du?“
„Ich habe einen Schneespaziergang gemacht.“
„Nachts von Mitternacht bis eins.“
„Nein. Ich bin schon um elf raus. Komm hoch und wärm dich auf.“

Ich schicke Lisa in die Küche und fülle den Wasserkocher mit Wasser. Schalte ihn ein und bereite zwei Teetassen vor. Ich schaue im Zimmer nach, ob mein Handy von verschiedenen Messagediensten belästigt wurde. Und dem ist auch so. Nur meine Cousine. Sie schreibt mir nur, dass du jetzt im Bett bist. Die Eltern haben dir was zum Schlafen gegeben und das du gleich schläfst. Ich schreibe ihr noch Danke.
Ich mache den Tee fertig und bringe ihn Lisa. Mir habe ich auch einen gemacht. So sitzen Lisa und ich uns gegenüber. Ich schaue Lisa in die Augen. Lisa schaut mich an. Ich sehe, dass sich ihre Augen mit Tränen füllen. Ich fange an, vor mich hin zu starren. Und ich hänge meinen Gedanken nach. Sie sind bei dir. Meine Hände umfassen die Tasse.

Ich spüre Lisas Hand auf meiner. Ich schaue sie an.
„Willst du mit mir reden?“
Ich schweige. Denn meine Gedanken sind immer noch bei Dir. Ich male mir aus, welche Nachrichten du bekommen hast.
„Kannst du nicht mal was sagen? Soll ich gehen?“
Ich hebe den Kopf und schaue Lisa an. Ihr laufen die Tränen runter.
„Es tut mir leid. Es ist nichts weiter passiert außer das, was auf den Bilder zu sehen war.“
„Ja. Aber wahrscheinlich nur, weil ich dich zu früh mit einer Nachricht belästigt haben.“
Lisa senkt den Blick. „Wie weit wart ihr schon? Hat er schon seine Hand unter Deinen BH geschoben? Oder vielleicht in das Höschen?“
„Bitte. Es tut mir leid. Und hättest du mir nicht geschrieben, hätte er mich bestimmt dazu gebracht, das ich mit ihm schlafe.“
„Und du hättest nicht gewollt?“
„Bitte, hör auf.“
Ich nehme meine Tasse und ziehe sie zu mir. Ihre Hände lösen sich von meinen. Ich trinke den Tee. Da der Tee schon trinkwarm ist, trinke ich sie auf einmal aus. Ich stehe auf und verlasse das Zimmer. Lisa schaut mir nach.
„Ich wollte. Ich habe ihn gesehen. Und hat mich wieder angemacht. Und ich habe es mir gefallen lassen. Vielleicht habe ich ja auch so einen Kontakt wie du mit der …“ Sie sagt deinen Namen. „Vielleicht wirst du ja auch eifersüchtig.“
Ich bleibe stehen und drehe mich rum. Lisa steht hinter mir. Sie ist mir gefolgt.
„Wer ist sie?“ fragt sie mich.
„Sie ist drei Jahre jünger als ich. Und an einem Geburtstag letztes Jahr habe ich sie geküsst. Bei Wahrheit oder Pflicht.“
Lisa fängt zu lachen an.
„Sie ist verliebt in Dich?“
Ich verdrehe die Augen.
Lisa lacht wieder. „Sie schwärmt für dich? Und ich bin eifersüchtig auf sie. Oh Mann. Das darf nicht wahr sein.“
„Ich finde das nicht lustig!“
Lisa beruhigt sich wieder.
„Ist es auch nicht. Aber ich hätte einfach mal fragen sollen. Ist sie die Freundin von deiner Cousine, die du schon seit Jahren ärgerst?“
„Genau.“ Und wieder verdrehe ich die Augen.
Lisa schiebt ihr Kleid etwas hoch. Ich sehe ihr Höschen.
„Das bedeutet nicht, dass ich Dir auch verziehen habe.“ sage ich zu ihr.
„Ich weiß. Es tut mir leid.“
„Waren nur seine Finger dort oder auch was anderes.“ Ich schaue auf das Höschen.
„Nur seine Finger.“
„War zu wenig?“
Lisa nickt.
„Na, dann komme. Ich werde das mal ändern.“
„Mit Finger, Zunge und ihm?“ Sie schaut auf mein Glied.
„Klar. Full Monty.“

Am nächsten Morgen holt mich mein Handy aus dem Schlaf. Bis ich aufgestanden bin und mir was übergezogen habe, hat es schon wieder aufgehört. Ich nehme es und sehe, dass du angerufen hast. Vom Festnetz aus.
„Wer ist das?“
„Die Kleine, die ich so gerne ärgere. Aber jetzt hat sie richtigen Ärger.“
„Wieso?“ fragt Lisa nach.
„Sie hat mit ihrem Freund Schluss gemacht. Und der hat Aktfotos verschickt. Das erste an mich. Wegen dem Kuss. Und ich habe ihr gestern gesagt, dass ich das erhalten habe.“
„Das ist ja Scheiße.“
„Da hast du Recht. Ich rufe mal zurück.“

Ich verlasse das Zimmer. Ich rufe dich auf dem Handy an. Aber das ist abgeschalten.
„Scheiße.“
Festnetz kann und soll ich nicht anrufen. Ich gehe in die Küche und schaue auf die Uhr. Es ist kurz nach sieben. Also kann ich meine Cousine noch nicht anrufen. Da läutet das Handy ein zweites Mal. Ich gehe ran. Ich höre Deine Stimme. Sie hört sich gar nicht gut an.
„Meine Eltern haben mir das Handy weggenommen. Den Laptop. Das Tablet. Und ich habe Hausarrest bis nach den Weihnachtsferien.“
„Ich verstehe Bahnhof.“
„Sie geben mir die Schuld. Ihre liebe Tochter macht Nacktfotos von sich und verschickt sie.“
„Die sind echt doof.“
„So was macht man nicht. Was sagen die anderen? Die Verwandtschaft?“
„Und was sage die zu dem Verhalten von Thomas?“
„Der kann gar nichts dafür, wenn ich ihm so was schicke.“
„Hast du es denen nicht erklärt?“
„Ich habe ihnen gesagt, dass du mir Bescheid gesagt hast, dass die Fotos von mir verschickt worden sind. Und da brauchte ich gar nicht mehr weiter reden. Dann wollten sie nur noch wissen, was ich mit dir zu schaffen habe?“
„Mist!“
„Sie haben die Nachricht von Thomas an den Klassenchat gelesen. Und da habe ich nicht mehr viel sagen brauchen.“
„Was stand da drin?“
Da höre ich, wie jemand mit mir spricht. Es ist ihre Mutter.
„Mit wem telefonierst Du?“
Sie sagt meinen Namen.
„Du legst sofort auf.“
„Ich liebe Dich.“ Und noch ein Kuss kommt hinterher. Dann ist die Verbindung unterbrochen. Ich halte das Handy vor mich und schaue verdutzt. Was war das? Willst du deinen Eltern provozieren.

Ich frühstücke noch gemütlich mit Lisa und den anderen aus der WG. Dann schicke ich Lisa nach Hause. Ich bitte sie um Bedenkzeit. Ich schreibe danach meiner Cousine eine Nachricht mit der Frage, was so schlimmes im Klassenchat steht, das du solche Probleme bekommen hast. Die Antwort braucht nicht lange auf sich warten. Sie leitet mir die Nachricht weiter. Und dort steht halt drin, dass ich dein Erster war. Den genauen Wortlaut brauche ich hier nicht wieder geben. Du kennst ihn. Und er ist so was von unter der Gürtellinie. Der Kommentar tut nur noch weh. Ich denke mir, was ist das für ein Arsch, das er mit einer Trennung so umgeht. Das schlimmste ist, das deine Eltern dir die Schuld geben. Und mich machen sie verantwortlich dafür.

Heute ist schon Dienstag. Später Nachmittag. Vorlesungen sind vorbei. Ich kontrolliere mein Handy. Keine Nachricht von dir. Kann auch nicht sein. Du hast ja heute lang. Ich konnte mich kaum auf was konzentrieren. Ich denke an dich. Habe seit Sonntagmorgen nicht eine Zeile von dir gehört. Lisa hat die Bedenkzeit von mir ignoriert und mich gestern und heute nach dir gefragt. Warum sie das gemacht hat, weiß ich nicht. Bestimmt ist sie immer noch eifersüchtig. Und hat Angst, das ich aus Mitleid vielleicht doch was mit dir anfange in den Ferien. Und gestern Abend kam sie auch noch mit was Leckeres zum Essen vorbei. Und hat dann sich gut ins Zeug gelegt. Und der Abend war gar nicht schlecht. Und ich war froh, dass sie da war. Weil ich sonst nur an dich gedacht hätte. Ich konnte schon von Sonntag auf Montag kaum schlafen. Aber an der Bedenkzeit hat sich nichts geändert. Und ich werde sie auf jeden Fall über Weihnachten haben.
Ich sperre gerade mein Fahrrad auf, als mein Handy klingelt. Die Nummer ist mir unbekannt. Ich gehe ran und sage meinen Namen. Es bist du.
„Überrascht?“
„Klar.“ gebe ich zurück. Ich lächle. „Wie geht es dir?“
„Mir geht es jetzt gut. Holst du mich ab?“
Ich weiß jetzt nicht, was ich dazu sagen soll.
„Bist du auf dem Weg hierher?“
„Ja. Ich habe heute Schule geschwänzt. Ich habe es nicht ausgehalten. Und heute früh bin ich einfach in den Zug gestiegen.“
„Wann bist du da?“
Du sagst mir die Uhrzeit. Und den Bahnsteig
„Das schaffe ich kaum. Ich werde mich beeilen.“

Ich sperre mein Fahrrad wieder zu und renne zur Straßenbahnhaltestelle. Ich erreiche gerade noch die Straßenbahn. Ticket habe ich natürlich keines dabei. Die Straßenbahn fährt direkt bis zum Hauptbahnhof. Und ich hoffe, dass mich keiner erwischt. Normalerweise würde mir das gleich anmerken, dass ich keinen Fahrschein habe, aber jetzt ist da eine große Vorfreude. Ich erreiche gerade noch rechtzeitig das Gleis, als der Zug einfährt. Ich schaue in jeden Waggon, der vorbei fährt, ob ich Dich erkennen kann. Aber ich sehe dich nicht. Ich muss zwei Mal hinschauen, um dich zu erkennen. Du hast dir die Haare abgeschnitten und blond gefärbt. Ich muss lächeln und dich bewundern. Du hast wahrscheinlich schon seit Sonntag das geplant. Ich umarme dich. Du drückst dich ganz fest an mich. Und dann spüre ich, wie alles, was sich in den letzten zwei Tagen bei dir aufgestaut hat, rauskommt. Ich halte dich nur fest.

Leider bist du an meinen Mitbewohnern in der WG nicht vorbei gekommen. Und auch Lisa hat angerufen und wollte wissen, ob ich heute Abend schon was vor habe. Ich habe ja gesagt und das ich wirklich keine Zeit habe. Ich habe gemerkt, dass Lisa das nicht passt. Aber manchmal geht es nicht anders. Und heute Abend brauche ich bestimmt keinen, um schlafen zu können. Ich gehe schon im Kopf meine Vorlesungen für morgen durch um zu überlegen, was ich ausfallen lassen kann.
Du gibst mir einen Zettel mit irgendwelchen Buchstaben und Zahlen.
„Das ist mein Passwort. Kannst du mal nachschauen, was da so drin steht.“
„Aber nur, wenn du mir versprichst, dich irgendwo hinzusetzen und zu warten, bis ich fertig bin. Und ich sage dir dann, ob du vielleicht dir einen neuen Account anlegen solltest. Und dann auch eine neue Handynummer.“
„Ich mache das.“
Du setzt dich auf mein Bett. Ich nehme meinen Laptop und setze mich an den Küchentisch. Ich lese mir die Scheiße durch und das, was ich da lese, ist wirklich widerwertig. Wie viele Angebote unmoralischer Art du erhalten hast. Zum Glück ist Thomas gerade weit weg. Ich würde ihn umbringen. Wenn ich das lese, dann verstehe ich, warum sich da mache Mädchen schon umgebracht haben. Ich erspare dir die Details. Ich erspare die alles, was da drin steht.
Nach zwei Stunden hatte ich genug. Und ich hatte nicht mal alles gelesen. Meine Cousine wurde angefeindet, weil sie dich in Schutz genommen hat. Auch andere aus der Klasse, die angemerkt hatten, dass das Mist ist, wurden angefeindet. Ich gehe zurück in mein Zimmer. Und da liegst du auf dem Bett. Schlafend. Das Buch neben dir. Morgen früh muss ich dich zum Friseur schicken. Da muss ein Schnitt rein. Und bitte eine andere Farbe als wasserstoffblond. Aber du wolltest nicht erkannt werden. Nicht so einfach. Ich rufe deine Eltern an und sage ihnen, dass ich gerade von dir eine Nachricht erhalten habe, dass du von zu Hause abgehauen bist. Sie wollen wissen, ob du gerade bei mir bist. Da ich in der Küche telefoniere, kann ich diese Frage mit nein beantworten. Aber ich werde mich rühren, wenn du dich das nächste Mal bei mir meldest. Dann lege ich auf und denke bei mir, dass das noch etwas dauern kann, weil du ja bestimmt so schnell kein neues Handy hast.

Ich gehe wieder in mein Zimmer. Ich nehme dir das Buch weg, das neben dir liegt. Und decke dich zu. Da wachst du auf. Du fragst mich nach der Uhrzeit. Es ist erst neun. Aber lange werde ich heute nicht mehr auf sein. Wir essen noch was zusammen. Dann gehen wir uns duschen. Nacheinander, weil die Dusche zu klein ist.
Ich lege mich neben dich ins Bett. Du gibst mir einen Kuss.
„Kannst du mich einfach halten?“
„Klar. Dreh dich rum.“
Ich löffle dich. Mein Arm liegt zwischen deinen Brüsten. Ich spüre, wie deine Nähe meinem Glied nicht gut tut. Ich will mich weg drehen, aber du sagst, ich soll so bleiben. Und das dir das gefällt. Er wird größer. Du spürst ihn. Du reibst dich an ihm.
„Möchtest du das wirklich?“ frage ich dich.
„Ich habe heute oft daran gedacht. Und ich war mir sicher, dass ich nicht will. Aber jetzt hier bei dir fühle ich mich sicher. Vielleicht sollte ich das auch nicht. Wer weiß. Aber gerade ist es so.“
Du ziehst Dein Nachthemd hoch. Ich meine Schlafanzughose runter. Als ich in Dich eindringe, stöhnst du auf. Als ich in Dir komme, kommst du auch gerade. Danach hältst du einfach meine Hand fest, die zwischen deinen Brüsten liegt, küsst noch mal meine Hand. Ich sage gute Nacht und du wünscht sie mir auch. Wenig später schläfst du schon und ich auch.