Du und ich Teil 5

Der Wecker ist unbarmherzig. Ich schalte ihn stumm. Er soll mich in fünf Minuten noch mal belästigen. Ich kuschle mich von hinten an dich. Meine Arm liegt zwischen deinen Brüsten. Du suchst die richtige Position für dich. Wie ein Katze. Ich gebe dir einen Kuss in den Nacken. Du gibt Geräusche des Genusses von dir. Nur sind die fünf Minuten viel zu schnell rum. Ich schalte den Wecker aus und setze mich auf die Bettkante. Du kniest dich hinter mich und drückst dich an mich. Ich spüre Deine Rundungen an meinem Rücken. Am liebsten würde ich mich jetzt wieder neben dich legen. Oder auf dich. Oder unter dich.
„Kannst du nicht heute einfach mal hier bleiben und nicht in die Vorlesung gehen.“
„Manche muss ich gehen. Und die heute früh ist sogar die wichtigste.“
„Kann ich einfach mit kommen oder ist das schlecht?“
„Ja. Leider. Das geht nicht.“
Du umarmst mich. Und dann lässt du dich nach hinten fallen. Du rutscht schnell hinter mir weg und setzt dich auf mich. Deine nackte Scham sitzt genau auf meinem Schoß. Ich liege auf dem Rücken. Du kommst mit deinem Mund zu meinem und küsst mich. Dabei bewegst du dein Becken. Diese Bewegung führt dazu, das sich bei mir was aufstellt. Genau das, was du auch wolltest, das es passiert. Du führst deinen Plan fort. Als du ihn in dir aufnimmst, stöhnst du auf. Du setzt dich wieder auf. Dein Becken kreist und schiebt sich vor und zurück. Ich stoße in dich hinein. Du stöhnst auf, wenn ich das mache. Ich setze mich hin. Unsere Münder suchen sich, finden sich und verschmelzen. Wenn ich in dich stoße, dann stöhnst in meinem Mund. Unsere Bewegungen werden schneller. Du wirfst den Kopf in den Nacken und ergibst dich in deinen Orgasmus. Ich kurz danach in meinen.

Meine Mitbewohner bekommen große Augen, als sie in die Küche kommen. Du läufst im Nachthemd herum. Sie flüstern mir zu, wer das ist. Ich sage ihnen, das du eine gute Bekannte bist, die von zu Hause abgehauen ist. Sie fragen mich auch, ob da zwischen uns beiden was läuft Ich frage sie, was sie sich denken. Und dann fragen sie mich noch, ob du noch frei bist. Ich sage ihnen, das sie das dich selbst fragen sollen.
So verbringen wir das Frühstück zusammen. Sie frage dich, warum du von zu Hause abgehauen bist. Du sagst nur, das du Stress mit den Eltern hast.

Nach dem Wegräumen des Frühstücks gehen wir wieder in mein Zimmer.
„Kann ich einfach hier bleiben?“ fragst du mich.
„Klar. Wenn du willst, gebe ich dir einen Schlüssel.“
„Hast Du auch so was wie einen Stadtplan von hier?“
„Klar.“ sage ich und hole ihn.
„Wenn du einen Friseur suchst, hier ums Eck ist gleich einer. Und Manta sind mittlerweile rar.“
„Wieso?“
„Haarfarbe.“
„Aber ich finde, das ich gar nicht so schlecht bin als Friseur.“
„Das stimmt. Nur die Farbwahl ist nicht ganz das, was ich gut an dir finde.“
Du kommst auf mich zu und boxt mich. Danach gibst du mir einen Kuss.

Als ich auf dem Weg zur Vorlesung bin, läutet mein Handy. Meine Mutter ist dran und wollte wissen, ob du bei mir bist. Ich sage ja. Ich sage ihr, das sie es keinem sagen soll. Sie fragt mich auch, wie lange du bei mir bleiben willst. Ich sage, das ich dich morgen wieder heim schicken muss.
Die Vorlesung ist zum Glück bald vorbei. Ich habe auch gar nichts davon mitbekommen. Meine Gedanken waren bei dem, was ich gelesen habe. Ich fahre nach Hause. Du warst beim Friseur. An deinem Schnitt wurde nur wenig geändert. Ich finde auch, das dir das gut steht. Ungewohnt. Und die Farbe ich auch besser. Jetzt muss zwar erst mal alles wieder raus waschen, aber bei der Haarlänge ist das ja relativ schnell geschehen. Ich mache uns zwei einen Kaffee. Ich setze mich auf den Schreibtischstuhl und du auf mein Bett.
„Jetzt erzähl mal.“
„Nach dem du mir das von Thomas und seinem Posting erzählt hast, habe ich mir mein Handy geholt und gelesen. Ich habe das gelesen, was er geschrieben hat und die Kommentare dazu. Ich war so entsetzt und sauer. Das letzte Mal, als ich die gesehen habe, war alles so super mit denen und jetzt kommt so was. Sie fragen, wie ich im Bett bin. Und Thomas schreibt auch noch ausführlich drüber. Und ich hatte auch wirklich Messages von ein paar, die mich gefragt haben, wann ich mal Zeit habe. Und dann ist deine Cousine gekommen. Und da habe es meine Eltern mitbekommen. Meine Mutter hat mich total verheult vorgefunden und mir das Handy weggenommen und sich das angeschaut. Ich habe dann das mit Foto erzählt. Und da ist sie total ausgetickt. Hat es Papa erzählt. Und die haben mir alles weggenommen. Und deine Cousine hat auch noch erzählt, das du das mir und ihr erzählt hast und dann war es endgültig vorbei. Mein Vater hat mich als Hure bezeichnet. Denn nur solche machen das.“
Bisher hast du dich gut gehalten. Zwar haben die Tränen gelaufen, aber du konntest reden. Und jetzt ist es vorbei. Die letzten Worte gingen fast im Schluchzen unter.
Ich setze mich neben dich und nehme dich in den Arm.
„Du kannst eigentlich froh sein, das sie das gemacht haben. Ich habe das Zeug zumindest teilweise gelesen und das war echt …“ Mir fehlen die richtigen Worte. „Aber mit dir so umgehen, geht ja gar nicht. Du bist doch ihre Tochter und sie können echt stolz auf dich sein.“
„Ich bin nur die Tochter. Der große Sohn ist einen Enttäuschung für sie. Er will doch mit dem Hof nichts zu tun haben. Und der kleine Sohn will es auch nicht. Sie sind nicht stolz auf mich. Thomas ist ja so toll. Finden sie. Durch ihn bin ich doch im Ansehen gestiegen. So ein Schwiegersohn und alles wäre gerettet. Und so ist alles zerstört. Die Tochter, die allen ihre Titten zeigt. Das hat mein Papa gesagt. Bin ich das wirklich? Eine Nutte?“
Du setzt sich etwas von mir weg. Schaust mich an. Ich schaue dich an.
„Ich kann dir darauf keine Antwort geben. Wenn ich nein sage, dann kommst du mit aber. Sage ich ja, dann fühlst du dich wirklich so. Wie kommst du drauf, das du eine sein könntest?“
„Wenn ich an dich denke, dann denke ich an das, was wir gemacht haben. Ist das normal? Ich will es. Ich will es mit dir machen. Und dann hatte ich Thomas. Und auch mit ihm war es schön. Nicht so schön mit dir. Und dann wollte ich trotzdem, das du noch weiter mit mir schläfst. Bin ich eine?“
„Und was bin dann ich? Ich habe eigentlich Lisa. Und jetzt bist du da und es passiert. Ich kann es vielleicht auf das versuchte Fremdgehen von Lisa schieben. Aber ist es das. Nur weil es schön ist und ich es gerne mache, bin ich deswegen so. Und weil es eine Frau tut und nicht ein Mann, ist sie deswegen ein Nutte?“

Wir schauen uns an. Lange. Ich lege meine Hand vor dich aufs Bett. Du legst sie darauf. Unsere Finger spielen miteinander.

Du fährst dann fort. „Der Sonntag war scheiße. Ich habe geheult und war in meinem Zimmer. Meine Eltern haben gestritten. Und meine Brüder haben mitdiskutiert. Und der kleine hat es auch noch seinen Freunden weitererzählt. Mein Vater hat es auf meine Mutter geschoben. Sie hat mich nicht richtig erzogen. Und den großen auch nicht. Montag früh bin ich dann zum Bus gelaufen. Ich habe extra meine unauffälligsten Klamotten angezogen. Jeans und weites Oberteil. Aber die Freunde von meinem kleinen Bruder haben am Bushäuschen schon Sprüche losgelassen. Und bis der Bus kam, wussten es alle Kinder. Alle haben mich angestarrt. Und sind weit von mir weggegangen. Nur deine Cousine ist bei mir geblieben. Ich habe geheult. Im Bus ging es weiter und in der Schule auch. Während des Unterricht ging es noch. Aber trotzdem bekam ich Briefchen mit Aufforderungen für Fotos, Strip und Gruppensex. Ich habe es kaum ausgehalten. Kein Lehrer hat was mitbekommen. In der Pause gab es richtig Zoff in der Klasse, weil ein paar das richtig Scheiße fanden. Deine Cousine hat es mir erzählt. Ich habe mich aufs Klo versteckt. In der zweiten Pause bin ich ins Sekretariat gegangen und habe mich befreien lassen. Ich habe gesagt, das es mir nicht gut geht. Ich habe dann eine Nummer angerufen und habe so getan, als ob es meine Mutter wäre. Und sie wollte mich abholen. Ich habe dann aus dem Fenster geschaut. Und als ein Auto vor der Schule gehalten hat, habe ich gesagt, das meine Mutter schon da ist und bin gegangen. Die Sekretärin war gerade beschäftigt. Und da bin ich in die Stadt und habe mir was zum Haarefärben besorgt und bin dann mit dem nächsten Bus gefahren. Zu Hause habe ich dann einen Spaziergang zu unseren alten Stellen gemacht und war genau dann zu Hause, als mein Bruder auch kam. Heute Nacht habe ich mir dann die Haare abgeschnitten und gefärbt. In der Garage. Mit kalten Wasser. Und da ich am Montag schon einfach nicht zum Frühstück gekommen bin, weil ich keinen Bock auf die hatte und deswegen schon Streß gab, hat sich gestern keiner gewundert. Sondern nur gesagt, das ich zicke. Ich bin dann aus dem Bus zum Bahnhof und jetzt bin ich hier.“
„Und demnächst müssen wir deine Eltern anrufen und ihnen sagen, wo du bist.“
„Bitte nicht. Ich will die Woche hier bleiben.“
„Das weiß ich. Aber das heute noch keine Polizei nach dir sucht, liegt daran, das ich gestern noch deine Eltern angerufen habe.“
„Was! Spinnst Du? Wie kannst du nur.“
„Jetzt lass mich ausreden. Danach kannst du sauer auf mich sein. Ich habe ihnen gesagt, das du dich bei mir gerührt hast. Und ich habe gesagt, das ich mich bei ihnen rühre, wenn du dich das nächste Mal meldest.“
Du denkst nach. Dein Frust verfliegt und fängst an zu grinsen.
„Ich werde mich so schnell nicht bei dir melden.“
„Genau.“
Du kommst zu mir und gibst mir einen Kuss.
„Wie geht es dir?“ frage ich dich.
„Total Scheiße. Das in der Schule und auf dem Weg dort hin war echt Scheiße. Ich kann das gar nicht in Worte ausdrücken. Und die Worte meiner Eltern tun mir weh. Sie belasten mich. Bin ich wirklich so verdorben. Soll ich ein schlechtes Gewissen haben. Was soll ich denken? Was soll ich fühlen. Sollte ich einfach das tun, was sie von mir denken. Soll ich damit aufhören und darauf verzichten.“
Du hältst dir die Hände vors Gesicht.
„Komm her.“ sag ich zu dir.
„Kannst du mich einfach festhalten. So wie heute nacht?“
„Klar.“
Wir legen uns auf das Bett. Ich löffle dich von hinten. Mein Arm liegt wieder zwischen deinen Brüsten. Wir liegen nicht lange dort und da schläfst du.

Während du schläfst, rufen deine Eltern, meine Eltern und Lisa an. Genau in der Reihenfolge. Deine Eltern wollen wissen, ob ich schon was von dir gehört habe. Meine Eltern wollen wissen, wie es dir geht. Und Lisa will wissen, ob sie heute Abend wieder vorbei kommen kann. Ich sage nein. Sie will wissen, warum. Und ich sage ihr, das ich Besuch aus der Heimat habe. Natürlich will sie wissen, wer es ist. Als ich deinen Namen sage, macht sie einen richtigen Aufstand. Ich habe ihr gesagt, das du abgehauen bist und gestern Nacht hier angekommen bist. Und das es dir gar nicht gut geht. Sie will wissen, warum sie damit ausgerechnet zu mir kommt. Ich kann diese Frage nicht beantworten, ohne zu lügen. Oder muss ich es überhaupt. Ich weiß nicht, warum du jetzt da bist. Vielleicht aus Sehnsucht. Oder weil du wirklich nur raus wolltest und meine Cousine nicht weit genug weg ist. Ich sage ihr, das ich es nicht weiß. Lisa sagt dann, das du immer noch Hoffnung auf eine Beziehung hast. Sie sagt dann, das sie sich mit dem Typen von Samstag anruft und sich mit ihm treffen will und ich dann sehe, wo ich bleibe. Ich wünsche ihr viel Spaß. Lisa hat dann ziemlich ärgerlich den Telefonhörer aufgelegt.

Zehn Minuten später läutet es an der Tür. Lisa steht davor. Ich lasse sie rein. Sie begrüßt mich mit einem Kuss. Zumindest versucht sie es. Ich will momentan nicht.
„Bitte sei etwas leiser.“
„Warum?“
„Weil sie schläft. Ihr geht es wirklich nicht gut.“
„Und warum bleibt sie nicht zu Hause?“
„Weil ihre Eltern sagen, das nicht Thomas daran schuld ist, das jetzt Fotos von ihr im Umlauf sind, sondern sie. Und sie hat Hausarrest und sie haben ihr alles weggenommen. Handy. Tablet. Computer.“
„Was? Sind die bescheuert?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon.“
„Und warum bist du jetzt eigentlich gekommen? Ein Tee oder Kaffee wird nicht der Grund sein. Und irgendwelche besonderen Klamotten wie Dessous, die du heute Abend zu dem Typen anziehen kannst, habe ich auch nicht. Oder holst du deine Zeug aus dem Bad, damit du es bei ihm lassen kannst.“
„Was bist du für ein Arsch.“
„Tja.“ Ich zucke dabei kurz mit der Schulter.
„Ich weiß ja nicht, was du ihr gesagt hast, aber bis jetzt sind wir noch zusammen. Und das will ich klar machen.“
„Du stellst also Besitzansprüche.“
„Nein. Ich liebe dich wirklich.“
„Und da…“ Den Rest des Satzes lasse ich besser weg. Ich habe keinen Bock auf Streit.
Ich gebe Lisa mein Handy. „Ruf den Typen an. Du kannst mir nicht drohen, ohne nicht auch das durchzuziehen. Du machst dich unglaubwürdig.“
Lisas Augen werden feucht.
„Ich werde das nicht schaffen. Er weiß doch, wie er mich rum bekommt. Ich habe das doch so lange mitgemacht. Dieses On-und-Off. Erst trenne ich mich von ihm und drei Wochen später sehe ich ihn wieder. Und er bekommt mich rum. Und dann hat er es dauert mit mir gemacht.“
„Dann drohe nicht mit ihm.“
Lisa zieht ihr Handy aus der Tasche und ruft an. Sie schaut mich dabei mit einer Mischung aus Verachtung, weil ich die Konsequenz will und Traurigkeit, weil sie weiß, was passieren wird und dann vielleicht alles kaputt geht. Sie macht aber einen Termin heute abend um neun mit ihm aus. Und dann legt sie auf.
In diesen Moment kommst du aus meinem Zimmer. Du siehst noch total verschlafen aus. Aber die Augenringe und die verweinten Augen sind sichtbar. Und das es dir gerade gar nicht gut geht.
„Scheiße!“, sagt Lisa zu mir. „Sie sieht ja wirklich sehr schlecht aus.“
„Ja. Und jetzt sie muss dann ihre Eltern anrufen und muss zurück. Und darf dort sich die ganze Scheiße ausbaden. Zum Glück sind bald Weihnachtsferien. Und vielleicht hat sich das bis nach den Ferien in der Schule etwas beruhigt.“

Zum Glück beschließt Lisa, das sie jetzt dann doch geht. Ich weiß nicht, wie ihr zwei aufeinander reagiert. Lisa wird ihre Eifersucht bestimmt nicht zurück halten können und einige gehässige Bemerkungen fallen lassen. Und bei dir kann ich es gar nicht sagen. Ziehst du dich zurück, weil du immer noch schlecht von dir denkst. Oder gehst du auf Angriff, weil du auch so was wie Eifersucht fühlst.
„Kann ich das heute Abend noch absagen?“ fragt mich Lisa.
„Nein. Denn sonst kannst du es sofort vergessen!“
„Und was ist, wenn es passiert?“
„Keine Ahnung. Aber wenn du mal von ihm los kommen willst, dann solltest du auch mal widerstehen können.“
Ich sehe, wie Tränen in die Augen steigen. Ich umarme sie kurz und dann geht Lisa.

„Was ist mit Lisa?“
„Sie hat am Samstag Abend mit ihrem Ex rum gemacht und Bernd hat es mitbekommen.“
Ich erzähle dir, was passiert ist und wie sie heute auf dich reagiert hat und was sie heute Abend macht. Du schaust mich mit großen Augen.
„Und was ist, wenn sie mit ihm schläft?“
„Dann gibt es ein Problem, das sowieso irgendwann da gewesen wäre.“
„Wieso?“
„Wie kannst du eine Beziehung zu jemanden aufbauen, die länger halten soll, wenn es so was gibt. Sie muss erst mal mit dem alten abschließen und dann kann man sich auf was neues stürzen.“
„Und wie sieht es da bei mir aus?“
„Ich würde sagen, das du auch Zeit brauchst, bis das alles wieder weg ist. Falls es jemals weg geht und dich nicht ewig belastet.“
Ich sehe, das du zu weinen anfängst und ich nehme dich in den Arm.

Das Gespräch mit deinen Eltern bekommst du relativ gut herum. Du hast ihnen gesagt, das du zu deiner Brieffreundin gegangen bist. Für eine Nacht. Und jetzt bist du bei mir. Weil ich ganz in der Nähe studiere. Dein Vater will dich morgen Abend hier abholen. Du hast dich geweigert, mit dem Zug nach Hause zu fahren. Während des ganzen Gespräches hast du meine Hand gehalten.

Den Rest des Tages verbringen wir eigentlich auf dem Bett. Immer wieder brichst du zusammen und weinst. Hin und wieder schläfst du ein. Du fühlst dich nur scheiße. Und du bist ja so schlecht. Ich halte dich oft im Arm. Und oft willst du mich weg schicken. Ich soll zur Lisa gehen. Ich lehne es ab. Ich will nicht. Ich kann das machen, wenn du wieder weg bist. Irgendwann schläfst du ein. Dein Schlaf ist unruhig. Ich bin viel zu aufgedreht, als das ich schlafen kann.

Mitten in der Nacht bekomme ich auch noch eine Nachricht von Lisa. Er hatte es wieder geschafft. Sie ist mit ihm im Bett gelandet. Und sie fühlt sich jetzt total scheiße. Sie schreibt auch, wie es passiert ist. Und ich soll vorbei kommen. Ich schreibe ihr, das ich am Abend mal vorbei schaue, wenn du nicht mehr bei mir bist.
Danach bin ich ins Bett.

Am nächsten Morgen geht es genauso weiter wie der Tag zuvor. Ich kann dich aus deiner Spirale nicht herausholen. Auch wenn ich sage, das es nicht stimmt. Und das du toll bist. Du sagst dann immer, das du durch das Verhältnis mit mir genau das macht. Du ziehst dich auch nicht mehr vor mir um. Aus Angst, das ich dann erregt werde und dann was passiert, was du gerne hättest, das es passiert. Aber das ganze ist ja schlecht. Und außerdem habe ich ja Lisa. Ich sage dir dann immer wieder, das Lisa unwichtig ist, da sie ja fremd gegangen ist. Aber bei ihr sei das was anders, behauptest du immer. Aber du willst es, weil du es nicht lassen kannst und es dir Freude macht. Und diese Argumentation kommt immer wieder hoch.

Mittags sitzen wir in der Küche zusammen. Ich habe uns Kaffee gemacht. Ich frage dich, ob du nicht mal in die Badewanne willst. Die anderen Mitbewohner sind ausgeflogen. Du findest die Idee gut. Du trinkst aus. Du fragst nach einem Buch, das du mit in die Badewanne nehmen kannst. Wir gehen in mein Zimmer. Ich gebe dir eines. Dann verschwindest im Bad. Ich höre, wie du das Wasser einlässt. Irgendwann ist die Badewanne voll. Du drehst den Wasserhahn zu. Nach zehn Minuten fällt mir ein, das ich dir gar kein Handtuch gegeben habe. Ich klopfe an der Tür.
„Du hast das Handtuch vergessen. Ich gebe es dir rein.“
Du antwortest nicht.“
„Was ist, …“ Ich sage deinen Namen.
Wieder keine Antwort. Ich drücke die Klinge herunter. Du hast abgesperrt.
„Was ist los?“
Wieder keine Antwort. Ich klopfe fest an die Tür.
„Mach jetzt auf.“
Wieder keine Antwort.
„Wenn du jetzt nicht aufmachst, breche ich sie auf.“
Ich höre dich aus dem Wasser steigen und die Türe öffnen. Ich komme rein. Es liegt in scharfes Messer am Badewannenrand.
„Ich weiß, wie man es machen muss.“ ist deine Antwort. „Ich habe gerade genug Mut gehabt. Ich habe es gerade genommen, da klopfst du.“
Ich nehme dich in den Arm. Du weinst los. Ich habe nicht gedacht, das es so schlimm ist. Ich bin schockiert.
Ich nehme dich an den Armen und schiebe dich etwas weg. Dann hebe ich deinen Kopf. Du schaust mir kurz in die Augen. Dann zu Boden. Ich küsse dich auf die Stirn.
„Willst du mit mir baden?“
Du nickst. Ich fange an, mich auszuziehen. Du gehst wieder in die Wanne. Ich folge dir.
„Heiß!“
Du lachst. Ich rutsche langsam in die Badewanne. Immer ein kleines Stück. Das Messer habe ich liegen lassen, wo es ist. Du kannst es immer noch nehmen. Ich nehme einen Becher, der am Beckenrand steht und übergieße dich mit Wasser. Deinen ganzen Körper.
„Ihr solltet öfters mal das Bad putzen.“
„Das stimmt. Die Sauerei, die du gerade machen wolltest, hätte ich bestimmt putzen müssen. Auch wenn Bernd dran ist.“
Du lächelst und nimmst meine Hand. Unsere Finger spielen miteinander. Ich lege meine Hand auf deine Wange. Du drehst deinen Kopf und küsst sie. Dann legst du sie wieder deine Wange rein.
„Ich muß jetzt wieder raus. Es ist mir zu warm. Wenn Du willst, können wir danach einfach etwas kuscheln.“
Ich gehe aus der Wanne, trockne mich ab, nehme meinen Bademantel und gehe aus dem Bad. Ich lege mich aufs Bett unter die Decke und nehme mir mein Buch. Zehn Minuten später höre ich die Badetüre aufgehen. Ich höre, das du was in der Küche aufräumst. Dann kommst du ins Zimmer. Du hast dir nur das Handtuch umgelegt. Du nimmst es ab und kommst zu mir ins Bett. Du kuschelst dich an mich.
„Darf ich Weihnachten bei dir verbringen?“ fragst du mich.
„Ich bin bei meinen Eltern.“
„Ich weiß.“
„Ich werde nachfragen. Aber ich glaube schon. Ich würde es gerne.“

Ich spüre, wie ich Lust auf dich bekomme.
„Ich glaube, ich muss jetzt aufstehen. Ich habe Lust. Es ist…“
„Das freut mich.“
Ich streiche den restlichen Satz. Ich wollte sagen, das das nicht geht, weil du ja gerade was anderes machen wollte. Ich ziehe mir den Bademantel aus. Und lege mich auf dich. Du öffnest die Beine und streckst mir Dein Becken entgegen. Ich dringe in dich ein.
„Ist das normal?“ fragst du mich.
„Klar. Der Fortpflanzungstrieb. So alt wie die Menschheit.“
„Dann bin ich normal?“
„Nein. Du bist was besonderes. Und das das Spaß macht, sollte normal sein.“
Du ziehst dich zu mir und küsst mich. Dann drehst du dich mit mir um und sitzt auf mir. Du fängst an, dich zu bewegen. Zu genießen. Meine Hände auf deinen Brüste. Meine Lippen an deinen Warzen. Mein Zähne und meine Zunge, die mit ihnen spielen. Mein Glied in dir. Und du genießt den Orgasmus. Und das ich in dir komme.

Es läutet an der Tür. Dein Vater ist da. Du umarmst mich.
„Ich liebe dich.“ sagst du zu mir.
„Paß auf dich auf.“
„Warum? Das schlimmste ist doch vorbei.“
„Nein. Es wird die nächste Zeit noch oft hoch kommen.“
„In einer Woche bist du ja bei mir. Bis dort hin werde ich das überleben.“
„Das hoffe ich.“
Wir lachen uns beide an. Dann geben wir uns noch einen Kuss.

Dein Vater kommt in die Wohnung. Eine knappe, unfreundliche Begrüßung folgt.
„Wollen sie was trinken?“
„Nein.“ kommt es barsch. „Bist du jetzt bald fertig.“
Du rennst herum. Suchst was. Ich spüre, die du wieder anfängst, dich aufzulösen.
„So geht das nicht.“ sage ich zu Deinen Vater. Und dann drehe ich mich zu dir.
„Lass dir Zeit. Suche dein Zeug. Und nehme noch was zum Lesen für die Fahrt mit.“
Und dann drehe ich wieder zu deinem Vater.
„Sie haben wirklich keine Ahnung, wie es ihrer Tochter geht. Hätte ich vorhin nicht festgestellt, das sie kein Handtuch mitgenommen hat, als sie in die Badewanne ging, hätten sie jetzt hier nur gesehen, wie sie im Blechsarg rausgetragen wird.“
„Ich warte unten.“ sind die Worte, die er darauf sagt.

Du gibst mir noch einen Kuss. Lang. Intensiv. Dann gehst du. In der Tür drehst du dich noch mal um und lächelst mich an.
„Ich habe dein Tablet geklaut.“